Wie entsteht die Parodontitis?
Die Parodontitis ist eine bakteriell bedingte Entzündung, die sich in einer weitgehend irreversiblen Zerstörung des Zahnhalteapparates (Weichgewebe und Knochen) zeigt. Umgangssprachlich wird oft von Parodontose gesprochen.
Die Parodontitis wird durch bakteriellen Zahnbelag (Plaque) ausgelöst, einem zäh anhaftenden Biofilm. Hauptmerkmal ist der bei der Parodontitis vorhandene, röntgenologisch nachweisbare Knochenabbau. Die genauen Mechanismen sind noch nicht vollständig geklärt.
Man geht davon aus, dass aus dem Biofilm bakterielle Stoffwechsel- und Zerfallsprodukte freigesetzt werden, die eine Abwehrreaktion des Körpers auslösen. Die Hauptrolle bei der Gewebszerstörung selbst spielt das eigene Immunsystem, das versucht, die Bakterien zu beseitigen. Diese Immunantwort besteht aus einer vielfältigen Abfolge von Reaktionen und Aktionen, bei der verschiedene Entzündungsstoffe und -zellen beteiligt sind. Unter anderem werden Enzyme gebildet, die die Bakterien zerstören sollen, jedoch auch zu einer Zerstörung von Eigengewebe führen. Das führt letztlich zum Verlust von Bindegewebe und Knochen. Das Ergebnis der Reaktion auf die Bakterien sind Zahnfleischbluten, Taschenbildung, Zurückgehen des Zahnfleischs und schließlich Lockerung und Verlust der Zähne. Fast immer geht dieser Prozess ohne Schmerzen einher, nur bei akuten Prozessen, z.B. Zahnfleischabszessen, werden Schmerzen beklagt.
Von den etwa 500 verschiedenen Bakterienspezies, die in der Mundhöhle vorkommen können, sind nur wenige krankheitserregend im Sinne einer Parodontitis. Diese werden auch als Hauptleitkeime bezeichnet.
Welche Risikofaktoren begünstigen eine Parodontitis
Obwohl das Immunsystem und die Anwesenheit bestimmter Bakterien die Hauptrolle bei der Entstehung einer Parodontitis spielen, gibt es einige Risikofaktoren, die die parodontale Gesundheit beeinflussen:
- schlechte oder falsche Mundhygiene mit Zahnbelag (Plaque) und Zahnstein
- genetische Prädisposition
- Tabakkonsum: Raucher haben verglichen mit Nichtrauchern ein vier- bis sechsfach erhöhtes Risiko, eine Parodontitis zu entwickeln
- Diabetes mellitus (insbesondere wenn der Blutzuckerspiegel schlecht eingestellt ist)
- Schwangerschaft: Durch Hormonumstellung lockert das Bindegewebe auf, das Zahnfleisch schwillt an und Bakterien können leichter in die Tiefe vordringen
- offene Zahnkaries
- Mundatmung
- Zähneknirschen
- allgemeine Abwehrschwäche, während oder nach Chemotherapie, Transplantationspatienten, HIV-Erkrankte etc.
- unausgewogene Ernährung
- ungünstig lokalisierte Piercings im Mundraum (Lippe, Lippenbändchen, Zunge) oder Metallteile im Zuge einer kieferorthopädischen Behandlung
Wie erfolgt die Therapie?
Die Therapie besteht darin, den Entzündungszustand des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparats zu beseitigen und Plaque und Zahnstein sowie entzündungsfördernde Faktoren und die pathogene Bakterienflora zu beseitigen. Die Behandlung gliedert sich in verschiedene Phasen mit unterschiedlichen Maßnahmen. In der sich anschließenden so genannten Initialtherapie werden alle oberhalb des Zahnfleischrands gelegenen harten und weichen Beläge entfernt (professionelle Zahnreinigung, PZR). Dabei wird dem Patienten auch gezeigt, wie er zu Hause eine optimale Zahnpflege betreiben kann. Dieser Vorgang muss meist wiederholt werden. Außerdem müssen in dieser Phase bei Bedarf Füllungen oder Wurzelfüllungen gelegt oder erneuert und nicht erhaltungswürdige Zähne extrahiert werden. Dadurch werden weitere Bakterienherde in der Mundhöhle eliminiert. Durch verschiedene Spülflüssigkeiten oder Medikamente kann das Bakterienwachstum kontrolliert und verringert werden. Allein durch diese Hygienemaßnahmen kann bei vielen Betroffenen schon eine merkliche Besserung erreicht werden.
Im Anschluss beginnt bei Bedarf die so genannte geschlossene Behandlungsphase, bei der die unterhalb des Zahnfleischrands liegenden harten und weichen Beläge entfernt werden. Dies geschieht mit speziell geformten Handinstrumenten, sowie mit schall- und ultraschallbetriebenen Geräten. Nach ein bis zwei Wochen Heilungszeit wird das Ergebnis überprüft und gegebenenfalls korrigiert.
Bei sehr tiefen Zahnfleischtaschen (über sechs Millimeter), welche durch die Hygienemaßnahmen und die geschlossene Behandlung nicht ausreichend zurückgegangen sind, kann es notwendig sein, in die offene Behandlungsphase überzugehen. Dabei werden die Bereiche chirurgisch eröffnet, damit die Maßnahmen der geschlossenen Behandlung unter Sicht wiederholt werden können
Unter bestimmten Voraussetzungen (aggressive, schnell verlaufende Formen der Parodontitis) ist es sinnvoll, die Behandlung durch die Anwendung von Antibiotika zu ergänzen. Es ist jedoch sinnlos, die Infektion mit Antibiotika zu therapieren, ohne die Zähne vorher zu reinigen. Die Bakterien sind in ihrem Biofilm vor der Einwirkung des antibiotischen Medikaments fast vollkommen geschützt. Erst durch die Zerstörung des Biofilms werden die Bakterien für die Antibiotika zugänglich.
Eine weitere lokale medikamentöse Behandlungsmethode (zusätzliche direkte Einbringung in die Zahnfleischtasche) ist die mit einem antiseptischen Chlorhexidin. Dieses sorgt für eine nachhaltige Keimfreiheit in der entzündeten Zahnfleischtasche und baut sich biologisch von selbst ab.
Welche Rolle spielt die Nachsorge?
Für den langfristigen Behandlungserfolg ist die sorgfältige Nachsorge von entscheidender Bedeutung. Regelmäßig müssen das Behandlungsergebnis und der Zustand des Zahnfleisches kontrolliert werden. Mit einer guten Nachsorge steht und fällt der Erfolg der Behandlung.